Kinder im Jenseits

Die Liebe einer Mutter ist tief wie der Ozean. Der Verlust eines Kindes ist das Schlimmste. Die Zukunft verliert ihr Gesicht. Die Vergangenheit ist unwiederbringlich. Das Leben in der Gegenwart ist geprägt von uferloser Trauer....und dennoch gibt es die Welt hinter dem Regenbogen, die Mut macht und zeigt das die Babys, Kinder und Jugendlichen ihren Körper zwar verloren haben, aber nicht ihre Liebe und das, was sie für Eltern, Geschwister und Großeltern ausmacht: ihre Einzigartigkeit im Kosmos!

 

Der schlimmste Tag im Leben von Eltern, Familie und Freunden ist der Tod eines Kindes. Der Umgang mit dem Schock, dem Verlust und der Trauer ist genauso einzigartig und individuell wie jede unendliche Seele. Es gibt scheinbar keinen Ausweg aus dieser Trauer.  Das Gefühl etwas etwas Unwiederbringliches verloren zu haben, beherrscht die Gedanken, die sich immer im Kreise drehen. Die letzten Momente kommen immer ins Bewusstsein. Wir meinen, wenn wir uns nicht mehr an jede Kleinigkeit aus dem Leben unseres Kindes erinnern können,  haben wir es endgültig verloren und alles ist vorbei. Dennoch geht das Leben  unaufhörlich weiter, so wie der Sand in einer Sanduhr langsam und stetig verrinnt. 
 

Trauerbewältigung

Es gibt viele Stadien der Trauer, die durchlaufen werden müssen. Diese Trauerphasen unterliegen einem kulturell und sozial unterschiedlichen Muster. Dieses beinhaltet in unserem deutschen Kulturkreis Angst, Schock, Traurigkeit, Wut, Ignorieren des Todes, aber letzten Endes auch Akzeptanz, wodurch erst ein Neuanfang in Form eines veränderten Lebens möglich wird. Die Intensität der Gefühle und die einzelnen Trauerphasen werden von jedem Menschen individuell erlebt. Es vergehen oft viele Jahre und das Tempo, in dem diese Phasen durchlebt werden, ist genauso unterschiedlich.

Der Rückhalt einer Familie ist für alle Betroffenen in den meisten Fällen eine große Unterstützung und schenkt Trost und Sicherheit.

Obwohl  es in aktiven Trauerschüben zu ungerechtfertigten Schuldzuweisungen, Selbstzweifeln, kritischen Betrachtungen des Partners, des Umfeldes oder der eigenen Person gepaart mit Unverständnis für das Empfinden der Familienangehörigen kommt. Gedanken wie „Hätte ich es verhindern können“, „hätte ich doch nur als Zeit war, dieses oder jenes getan oder gesagt“ „ich gebe mir die Schuld“ oder „hätte sich mein Partner anders verhalten, wäre es vielleicht nicht passiert“ – diese und andere Vorwürfe kommen immer wieder in den Sittings, die ich mit Betroffenen habe, ans Licht.  Jemand, muss doch Schuld am Tod haben… wenn wir menschliches „Versagen“ ausschließen können, dann hadern wir mit Gott und den himmlischen Mächten. (Wo war da der Schutzengel? Warum tut Gott mir das an?) Auch wenn es nicht so scheint, gibt es dennoch Licht am Ende des Tunnels, wenn man es zulässt und aus der Dunkelheit der Einsamkeit hinaus ins Licht zu treten bereit ist. 

Lebensplanung im Jenseits

Bevor wir auf diese Welt kommen und als Menschen auf diesem Planeten inkarnieren, besprechen wir mit Angehörigen unserer Seelenfamilie und –gruppen wie unser Leben verlaufen soll, welche Lernaufgaben wir bewältigen wollen oder wie wir Lernaufgaben aus vorherigen Inkarnationen weiterführen, auflösen oder beenden wollen. Manchmal wollen wir einfach nur ein weiteres Spektrum aus der reichen menschlichen Gefühlswelt erleben. In der Seelenheimat hat eine Seele den Überblick über ihre gesamten Vorleben. Da wir aus negativen Erfahrungen viel mehr lernen können, suchen wir uns Herausforderungen, die unsere Seele weiter reifen lassen. Kein Lebensplan ist in Stein gemeisselt. Wie wir uns entscheiden, unterliegt unserem menschlichen Willen. Das kann zur Folge haben, dass wir mit einer Lernaufgabe über mehrere Leben beschäftigt sind. Das bezeichnen wir als „Karma“. Wir haben karmische Beziehungen zu Seelen unserer Seelenfamilie.  Andere Seelenfamilien können sich uns anschliessen, wenn sie selbst an einer ähnlichen Lebenssituation  wachsen wollen. In unserer westlichen Kultur sehen wir Karma oft unter dem Aspekt eines Schuld- und Sühne-Prinzips im Sinne von einem Schicksal, das wir nicht beeinflussen können. Das entspricht aber nicht dem, was Karma im ursprünglichen Sinne ist. Karma bedeutet eigentlich „Handlung“ oder „Tun“. Unser Wille, die eigene Geisteshaltung bestimmen  unser zukünftiges Glück oder Unglück. Wir sind selbst dafür verantwortlich, ob wir glücklich oder unglücklich sind. Es liegt an uns, ob wir bereit sind eine Lebensaufgabe anzunehmen, an ihr zu reifen und sie in ihrer Tiefe und Reichhaltigkeit mit allen Facetten zu (er-)leben.

 

Kinder, die sterben, haben unseren Lebensplan mitgestaltet und sich bereit erklärt, mit uns diese Erfahrung als Seele mitzuerleben.  Welche konkrete Lebensaufgabe für die Seele des Kindes, der Familie und der Eltern/Partner dahinter steckt, ist jedoch verschieden wie Seelen es in ihrer Einzigartigkeit sind. Das kann niemand so pauschal beantworten. Oft zeigt sich erst nach vielen Jahren, warum diese Erfahrung gemacht werden musste und welche Auswirkungen sie auf das Leben der einzelnen Betroffenen gehabt hat.

 

 

Ich möchte nun ein Beispiel aus einem Sitting geben. Zum Schutze der Privatsphäre habe ich die Namen und Umstände leicht verändert.

 

Die Magie der Zahlen

Mein Reading mit Sabine begann sehr zögerlich. Sie hatte von Freunden gehört, dass ich Kontakt zu Verstorbenen aufnehmen könne. Ihre Mutter war vor ein paar Wochen verstorben und sie erhoffte sich Klärung bei einer Lebenssituation. Ihre Mutter kam sehr schnell mit einer jungen Frau mit langen blonden Locken und einem engelhaften Lächeln. Sie freuten sich offensichtlich über die Gelegenheit mit Sabine in Kontakt treten zu können. Die Mutter hatte es Sabine, die sie vor ihrem Tod gepflegt hat, im Leben nicht leicht gemacht. Sabine’s Mutter zerstreute sogleich ihre Bedenken, dass sie Sabine böse sei, weil sie beim letzten Atemzug nicht anwesend gewesen war. Vielmehr versicherte sie ihrer Tochter, dass sie genau diesen Moment abgepasst hatte, weil sie ihrer Tochter den Anblick ihres Sterbens habe ersparen wollen. Ich beschrieb Sabine die junge Frau, mit der ihre Mutter gekommen war. Sie konnte weder mit dem Aussehen der jungen, noch mit der jungen Frau  selbst etwas anfangen. Die junge Frau hielt  eine Zahlenkombination hoch: 2, 3, 5, 1,0 , die aber leider (erst einmal) keinen Sinn ergab.  Mir war klar, dass sie eine Bedeutung für Sabine haben musste. Aber es hat keinen Sinn einen Kontakt aufrecht zu erhalten, wenn der Sitter diesen nicht erkennt und so wollte ich die junge Frau schon bitten beiseite zu treten. Sabine’s Mutter forderte mich auf, Sabine zu sagen, dass sie mit ihrem „Engelchen“ gekommen sei. Sie übermittelte mir eine Erinnerung aus ihrem Leben an ein kleines Mädchen ohne Haare. Auf die Frage, ob sie eventuell ein Kind verloren hätte, entgegnete Sabine, sie habe nur eine Tochter, die gesund sei. Die junge Frau in der Geistwelt lächelte liebevoll und sagte, dass ihre Mutter sie in ihrem Herzen verschlossen habe, weil ihr Tod zu schmerzhaft gewesen sei. Sie begann nun vor meinem inneren Auge jünger zu werden und zeigte mir verschiedene Passagen aus ihrem kurzen Leben auf der Erde. Ich habe Sabine dann noch einmal gefragt, ob sie ein Kind gehabt habe, dass im Alter von 7 bis 10 Jahren an Krebs verstorben sei. Sabine bejahte und sagte: „Das ist doch schon so lange her. Am 05.10. werden es 23 Jahre, dass sie gegangen ist.“ Das war die Zahlenkombination, die von der geistigen Welt übermittelt wurde 2 + 3 = 23 und 5, 1,0 = 5.10. Man hatte ihr erzählt, dass man Seelen nur in den ersten 2 Jahren nach dem Übergang „erreichen“ könne, weshalb sie mit dieser Möglichkeit einer Kontaktaufnahme gar nicht mehr gerechnet hatte. Die Spirittochter begann nun weitere Beweise in Form von Bildern zu senden und Fragen, die ihre Mutter seit 23 Jahren quälten, zu beantworten. Sie beantwortete ihrer Mutter u.a. auch Fragen, wo sie jetzt sei und was ihre Aufgabe auf ihrer Ebene im Jenseits sei. Sie zeigte mir ihren langen Kampf gegen den Krebs und den Sterbemoment, wo ihr Vater und ihre Mutter sie im Arm gehalten hatten bis ihre Seele befreit war. Sie erzählte, wie glücklich sie war, dass sie nicht im Krankenhaus sterben musste, sondern Zuhause bei ihren Eltern hinüber gehen durfte. Sie zeigte ihrer Mutter, dass sie in diesen 23 Jahren immer am Leben der Familie teilgenommen hatte und machte Scherze, dass ihre Sabine nun aufhören könne Engelfiguren zu sammeln. 

Der Verlust der 8-jährigen Tochter hatte das Leben der Mutter überschattet. Das führte letztlich zu einer Entfremdung mit dem Vater. Sabine richtete ihr Leben ganz auf ihre noch verbliebene Tochter aus, weil sie sich innerlich die Schuld am Tod des älteren Kindes gab. Trauer kann ebenso wie Freude irrational sein. Die Mutter erfuhr in vielerlei Hinsicht Verluste, weil sie das Grundthema „Verlust erleben und dennoch Lebensfreude bewahren“ verfehlt hatte. Erst nachdem ihr nach und nach ihre Lebensaufgabe bewusst wurde, konnte sie die Probleme der Vergangenheit bewältigen. Sabine weiß jetzt, dass ihre Tochter auf einer anderen Ebene weiterexistiert und sie niemals verlassen wird, sondern im Gegenteil immer an ihrer Seite ist, wenn Sabine sie braucht. Seit diesem Reading hat sich viel in ihr und in ihrem familiären Umfeld verändert. Weitere Lernaufgaben hinsichtlich Loslassen und Verlustbewältigung scheinen nun nicht mehr vonnöten zu sein.  Sie hat nun nach 23 Jahren ihren inneren Frieden wiedergefunden.

 

Es gibt außer Sabine noch viele Familien deren Geschichten ich in meinem Buch "Von Libellen, Schmetterlingen und dem Tanz auf dem Regenbogen" erzähle. Aus diesen vielen Fallbeispielen lassen sich außer Trauer und Depression so viele wunderbare Momente des Lebens herauslesen, die Mut machen. Sie zeigen wie andere Betroffene es geschafft haben ihren inneren Frieden zu erlangen. Es geht nicht darum, ein Kind los zu lassen, sondern es an diesem Leben teilhaben zu lassen auch wenn es jetzt in der Welt hinter dem Regenbogen ist. Denn auch wenn wir das Kind nicht wahrnehmen können, es wird bei uns sein und unser Leben hier mitverfolgen. Es geht darum, einen neuen Sinn im Lebe zu finden, wenn alle Wolken über dem Regenbogen verhangen sind und unsere Seele weint. Denn eines ist sicher: Die Seele stirbt nie!  

https://www.ullsteinbuchverlage.de/nc/buch/details/von-libellen-schmetterlingen-und-dem-tanz-auf-dem-regenbogen-9783548746111.html

 

 

copyright: B.S. Rode, Januar 2014